Leitlinien der deutschen Menopause Gesellschaft zum Umgang mit den Wandeljahren
- Annette Spiekermann

- 28. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Behandlungsempfehlungen in den Wechseljahren: Was hilft – und wann?
Bitte beachten: diese Leitlinien werden von Fachärzt:innen entwickelt, überarbeitet, ergänzt und laufend auf Basis neuer Studien erweitert. Die naturheilkundliche Perspektive, vertiefende Aspekte z.B. der Phytotherapie oder der traditionellen chinesischen Medizin werden zur Erstellung der Leitlinien NICHT herangezogen. Damit spiegelen sie die "schulmedizinischen" Therapieempfehlungen wieder.
Eine umfassende Beratung und Anamnese wird den Leilinien als zwingend nötig vorangestellt - daher bitte unbedingt prüfen, ob der/die behandelnde Ärztin die Möglichkeit und Kompetenz zu dieser Beratungsleistung hat.
Viele Frauen erleben in der Peri- und Postmenopause Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, vaginale Trockenheit oder Libidoveränderungen. Die S3-Leitlinie der Deutschen Menopause Gesellschaft (2020) empfiehlt ein strukturiertes Vorgehen:
Informieren, gemeinsam abwägen, individuell entscheiden.
1) Hitzewallungen & Nachtschweiß (vasomotorische Symptome)
Hormonersatztherapie (HRT) ist die wirksamste Behandlung gegen Hitzewallungen. Nach Aufklärung über kurz- und langfristige Nutzen und Risiken soll betroffenen Frauen eine HRT angeboten werden:– mit Gebärmutter: Östrogen-Gestagen-Therapie (EPT)– ohne Gebärmutter: Östrogen-Monotherapie (ET)
Applikation & Sicherheit: Transdermale Anwendungen können – je nach Situation – ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil haben; Präparate und Formen sollten individuell gewählt werden.
Nicht als Mittel erster Wahl: SSRI/SNRI, Clonidin, Gabapentin – sie sollen nicht routinemäßig primär angeboten werden.
Kann helfen (je nach Präferenz/Evidenz): Kognitive Verhaltenstherapie (CBT), Isoflavone, Cimicifuga (Traubensilberkerze).
2) Vaginale Trockenheit, Schmerzen, urogenitales Syndrom
Behandlung der Wahl: Befeuchtungs-/Gleitmittel alleine oder kombiniert mit lokaler (vaginaler) Östrogen-Therapie; die Behandlung kann so lange fortgeführt werden, wie Beschwerden bestehen.
Beratung zu Libido-/Schmerzthemen gehört dazu; ggf. sexual- oder psychotherapeutische Optionen prüfen.
3) Stimmung, Schlaf & Kognition
Für perimenopausale Depressivität bleiben bewährte Therapien (Antidepressiva, Psychotherapie) Behandlung erster Wahl; HRT kann in ausgewählten Fällen erwogen werden, vor allem bei gleichzeitigen starken Hitzewallungen.
Demenzrisiko: Für Frauen, die vor 65 eine HRT anwenden, zeigen die zusammengefassten Daten keinen klaren schützenden oder schädlichen Effekt auf Demenz; Beginn nach 65 kann das Risiko erhöhen (WHI-Daten). Entscheidend ist die individuelle Abwägung.
4) Krebsrisiken – was sagt die Leitlinie?
Die Leitlinie enthält ein Addendum (auf Basis einer großen Meta-Analyse) zur Brustkrebsassoziation unter HRT. Kurz gesagt: Das Risiko hängt von Präparat, Kombination, Dosis und Dauer ab und wird in Tabellen für die Patientinnen-Information ausgewiesen. Eine individuelle Risiko-Nutzen-Beratung ist Pflicht.
5) Start, Verlaufskontrolle & Absetzen
Vor Beginn: individuelle Anamnese/Risikoprofile, klare Therapieziele, gemeinsame Entscheidung. Im Verlauf: Nutzen/Risiken regelmäßig überprüfen und Dosis/Form ggf. anpassen; Absetzen individuell planen. (Siehe Kapitel „Beginn, Überwachung und Absetzen einer HRT“ in der Leitlinie.)
6) Verhütung nicht vergessen
Auch in den späten 40ern/50ern kann eine Schwangerschaft (selten) noch auftreten. Empfehlung: Verhütung bis 1 Jahr nach der letzten Blutung (≥50 Jahre) bzw. 2 Jahre (<50 Jahre).
7) Was bedeutet das praktisch?
Wenn Hitzewellen dominieren: HRT ist die effektivste Option; Alternativen wie CBT/Phyto können je nach Präferenz/Evidenz ergänzen.
Wenn lokale Beschwerden im Vordergrund stehen: Erst lokal behandeln (Gleitmittel, vaginale Östrogene).
Bei Stimmungssymptomen: Standard-Depressionsbehandlung, HRT ggf. additiv – immer sorgfältig abwägen.
Sicherheit: Form, Dosis, Dauer und persönliches Risiko (z. B. Thrombose-, Krebs-, Migräne-Anamnese) gemeinsam mit Ärztin/Arzt besprechen; transdermale Optionen können in passenden Fällen Vorteile bieten.
Wichtig
Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Beratung. Er soll dir helfen, die Optionen zu verstehen und gut vorbereitet in das Gespräch mit deiner Ärztin/deinem Arzt zu gehen – mit klaren Fragen, deinen Zielen und Präferenzen.
(Quellen: S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“ inkl. Addendum; zentrale Abschnitte zu Patientinnen-Info, Therapieempfehlungen, urogenitalen Beschwerden, Stimmung/Kognition und HRT-Sicherheit wurden herangezogen.)

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