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The Lancet 2024: An Empowerment Model for Managing Menopause

  • Autorenbild: Annette Spiekermann
    Annette Spiekermann
  • 28. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

The Lancet ist eine der einflussreichsten medizinischen Fachzeitschriften weltweit: streng peer-reviewt, häufig agenda-setzend und maßgeblich für die Verbreitung neuer Forschung. Über die Klinik hinaus prägt sie mit Commissions und Serien die Gesundheits- und Gesellschafts-debatte (z. B. zu Global Health, Klima, Gleichstellung) und übersetzt Evidenz in Politikempfehlungen.

Hier fasse ich die 2024 erschienene Serie zusammen - mir gefällt insbesondere die klare Aufforderung zum EMPOWERMENT der betroffenen Frauen!


Wandeljahre: Selbstbestimmt durch die Menopause

Die Idee: Weg vom reinen „Symptombehandeln“, hin zu Empowerment – also Wissen, Zutrauen und Mitbestimmung. Das Modell stellt dich als Expertin deiner eigenen Erfahrungen in den Mittelpunkt; Ärzt:innen werden zu Partner:innen auf Augenhöhe. Ziel ist, Entscheidungen informiert und gemeinsam zu treffen – und Stigma sowie Alarmismus hinter sich zu lassen.


Was ist „normal“ – und warum fühlt es sich manchmal nicht so an?

Die Menopause ist biologisch normal. Wie sie erlebt wird, ist jedoch sehr verschieden: Gene, Gesundheit, Stress, Arbeitsbedingungen, Erwartungen und Kultur prägen die Erfahrung deutlich – nicht nur die Hormone. Eine rein krankheitsorientierte Sicht („Hormonmangel-Störung“) greift zu kurz und kann Frauen sogar entmachten. Viele kommen ohne Medikamente zurecht; andere brauchen zeitweise Unterstützung. Wichtig ist eine realistische, ausgewogene Information statt Über-Medikalisierung.


Häufige Themen in der Übergangsphase sind Hitzewallungen, Nachtschweiß und Schlafprobleme; kognitive und Stimmungsschwankungen können vorübergehend zunehmen. Urogenitale Beschwerden (z. B. Scheidentrockenheit) treten eher nach der Menopause auf und können länger anhalten. Insgesamt sind die Verläufe sehr individuell.


Was wirklich hilft – das Empowerment-Modell in der Praxis

Die Serie schlägt sechs Hebel vor, die dich spürbar stärken:

  1. Wissen vor Symptomenbeginn: Früh und verständlich informieren – was ist typisch, was wahrscheinlich, was eher nicht. Realistische Erwartungen nehmen Angst.

  2. Entstigmatisierung: Weg mit Alters- und Gender-Bias; Menopause ist kein „Verfallsdatum“.

  3. Entscheidungshilfen & gemeinsame Entscheidungen: Tools und Beratung, die Nutzen, Risiken und Alternativen klar machen – passend zu deinen Prioritäten.

  4. Empathische, informierte Begleitung: Ärzt:innen hören zu, validieren Erfahrungen und bieten Optionen an – nicht nur Rezepte.

  5. Alltag & Arbeit mitdenken: Schlaf, Stress, Bewegung, Ernährung – und ein arbeitsfreundliches Umfeld (Temperatur, Kleidung, Flexibilität) machen einen spürbaren Unterschied.

  6. Verbinden statt vereinzeln: Austausch mit anderen Frauen, Gruppenprogramme und digitale Angebote können tragen.


Optionen bei typischen Beschwerden Siehe hierzu auch meinen blog-Artikel zu den Leitlinien der Deutschen Menopause Gesellschaft


Vasomotorische Symptome (Hitzewellen, Nachtschweiß)

  • Wirksam: MHT/HRT (Menopausen-Hormontherapie) ist meist die effektivste Option gegen starke Hitzewellen; Entscheidung nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung (Alter, Vorerkrankungen, Präparateform). Transdermale Anwendungsformen können je nach Risikoprofil Vorteile haben.

  • Evidenzbasierte Alternativen/Ergänzungen: Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) kann Häufigkeit/Belastung von Hitzewellen, Schlafstörungen, Angst/Depressivität klein bis moderat verbessern – auch im Arbeitskontext. Hypnose zeigt in Studien ebenfalls Nutzen.

  • Neue nicht-hormonelle Medikamente: z. B. NK3-Rezeptorantagonisten wie Fezolinetant reduzieren Hitzewellen moderat – insgesamt schwächer als MHT, können aber eine Option sein.


Urogenitales Syndrom (Trockenheit, Schmerzen, Harnwegsbeschwerden)

  • Bevorzugt lokal behandeln: Befeuchtungs-/Gleitmittel, vaginale Östrogene oder DHEA – wirksam und langfristig einsetzbar; Lasertherapien zeigen bislang keinen Zusatznutzen gegenüber Scheinbehandlung.


Schlaf, Stimmung, „Brain Fog“

  • Erstlinie bei Depressivität bleiben bewährte Verfahren (Psychotherapie/Antidepressiva). MHT kann additiv helfen, wenn starke Hitzewellen mitbeteiligt sind. Objektive kognitive Einbußen sind meist klein und vorübergehend; Schlafmanagement und Stressreduktion lohnen sich.


Sicherheit realistisch einordnen

  • Risiko-Profile differieren: Art der MHT (Östrogen allein vs. kombiniert), Dosis, Dauer, Applikation und persönliches Risiko (Thrombose, Brustkrebs, Herz-Kreislauf) prägen die Bilanz. Die Serie fasst Risiken/Benefits nüchtern zusammen; transdermale Wege können das Thromboserisiko günstiger beeinflussen. Gemeinsam abwägen ist hier entscheidend.

  • Knochen/frakturen: MHT senkt Frakturrisiko während der Anwendung; der Vorteil nimmt nach Absetzen wieder ab. Für reine Primärprävention chronischer Erkrankungen wird MHT nicht empfohlen – sie ist v. a. zur Symptomkontrolle gedacht.


Arbeit & Umfeld: Was Arbeitgeber tun können

Viele Frauen der Altersgruppe 45–55 tragen zentrale Verantwortung im Beruf. Studien zeigen: Informierte, empathische Führung, flexible Arbeitsgestaltung, passende Raumtemperatur/Luft, atmungsaktive Kleidung und offene Kommunikation ermöglichen Leistung trotz Symptomen – und entlasten spürbar.



Dein roter Faden – in fünf Schritten

  1. Status klären: Welche Beschwerden stören dich wirklich (Häufigkeit, Belastung, Auswirkungen auf Schlaf/Alltag)?

  2. Wissen sammeln: Kurz, ausgewogen, evidenzbasiert – keine Angst- oder Heilsversprechen.

  3. Optionen prüfen: Lebensstil/CBT, lokale Therapie, MHT oder neue nicht-hormonelle Mittel – passend zu deinen Zielen und Risiken.

  4. Gemeinsam entscheiden: Ärztliches Gespräch als Co-Creation: Ziele, Nutzen, Risiken, Form/Dosis, Zeitrahmen, Kontrollen.

  5. Arbeits- & Lebenskontext mitgestalten: Schlafhygiene, Stressreduktion, Bewegung; im Job pragmatische Anpassungen vereinbaren.


Fazit des Lancet:

Die Wandeljahre sind kein Defekt, sondern eine Übergangsphase – mit realen Beschwerden, aber ebenso mit Gestaltungsspielraum. Empowerment bedeutet: informiert entscheiden, Hilfe annehmen, den eigenen Alltag aktiv anpassen und die Menopause aus der Schamzone holen. Das verbessert Lebensqualität – unabhängig davon, ob du Medikamente nutzt oder nicht.


 
 
 

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