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Disziplin in den Wandeljahren

  • Autorenbild: Annette Spiekermann
    Annette Spiekermann
  • 18. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

Vilas Turske, Fotokünstler und Yogalehrer, sagte in einer sehenswerten arte-Dokumentation zum Thema Ordnung und Minimalismus, man müsse sich im fortgeschrittenen Alter mehr Zeit für sich selbst nehmen, es brauche einfach täglich länger, sich selbst so „fit zu machen“, dass man die Dinge umsetzen kann, die einem wichtig sind.


Also: es braucht mehr Disziplin, auch und gerade in den Wandeljahren.


  • Disziplin, um sich ausgewogen und gesund zu ernähren, ausreichend Bewegung im Alltag zu haben, mit der eigenen Energie gut hauszuhalten, etc.

  • Disziplin, um nicht faul und nachlässig zu werden, zu viel Gewicht zuzulegen, Freund:innen zu vernachlässigen…

  • Disziplin, um nach wie vor die erwartete Leistung zu bringen…


Ääh, ???


Spätestens an dieser Stelle ploppen sie auf, all die gut gemeinten Ratschläge, doch endlich mal zu sich und seinen Wünschen zu stehen. Mal Fünfe gerade sein zu lassen. Den Perfektionismus über Bord zu werfen. Und Disziplinverweigerung als herrlich-anarchisches Tool der Selbstfindung zu zelebrieren. Gerade in den Wandeljahren! Wann, wenn nicht jetzt, wenn sich sowieso alles so komisch, nervig, schmerzlich verändert und wir das früher praktizierte perfekte Funktionieren sowieso „so was von satt haben“ (haben wir?)?


Meine Gegenimpulse zur anarchisch-disziplinfreien Selbstverwirklichung:

  • Disziplin tut gut – wenn eingesetzt zugunsten unseres Wohlbefindens und unserer Gesundheit. Gutes Essen und ausreichend Bewegung sind dauerhaft für die Gesundheit nicht zu ersetzen. Wenn wir das insbesondere in den Wandeljahren vernachlässigen, werden wir darunter leiden. Immer. Jede Frau.

  • Disziplin entlastet – ich muss nicht täglich über fundamentale Entscheidungen nachdenken, ich muss nicht hinterfragen, ob ich heute alles schaffe, wenn ich bis 8:30 im Bett liegen bleibe. Mein Hirn muss sich um diese Punkte einfach nicht mehr kümmern – und steht für anderes, Neues, Wichtiges zur Verfügung.

  • Disziplin gibt Zufriedenheit – denn wenn alles quer läuft und ich unter massiven Wechseljahressymptomen leide, dann habe ich mit eingeübter Disziplin immer noch die Basics geschafft. Wow, das ist eine echte, bewundernswerte Leistung!

 

Sagt eine bekennende Verfechterin der Disziplin. Sicher auch, weil mir Disziplin immer leichtfiel und -fällt, weil ich so erzogen wurde, weil meine Mutter Disziplin bei ihren Töchtern nach GANZ vorn gestellt hat.


Aber auch, weil ich in den letzten 15 bis 20 Jahren den feinen Unterschied zwischen Disziplin und Härte gegen mich selbst erlernt habe – und Wege gefunden habe, ohne Härte diszipliniert zu sein. Denn das ist für mich das Wichtigste im Umgang mit Disziplin in den Wandeljahren: in guten Phasen ein solides Maß an Disziplin im Alltag einzuüben – um dann in den herausfordernden Phasen mal darauf zurück zu fallen (wenn gar nichts mehr geht, war ich wenigstens joggen) oder eine bewusste, liebevolle Ausnahme einzubauen. Weil es jetzt einfach zu viel Kraft kosten würden. Und weil ich mir dieses abendliche Bier einfach gönnen möchte.

 
 
 

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